KLEER für Krankenhäuser

Kosten- / Leistungsrechnung für das Controlling im Krankenhaus

Aktualisiert am 02-08-24 durch Lukas Rieder Dr. oec.

KLEER für Krankenhäuser

Die Kosten-, Leistungs-, Erlös- und Ergebnisrechnung ist für Krankenhäuser schon deshalb wichtig, weil PatientInnen und Versicherungsorganisationen den Nachweis für die Kosten einer Behandlung verlangen. Hauptanalyseobjekt ist der einzelne Fall eines bestimmten Patienten.

Die Rechnungsstellung erfolgt meistens auf der Basis von (gesetzlich) geregelten Tarifen. Externe fallbezogene Leistungen (z.B. Röntgen) können auf den Fall kontiert werden (behandelte Person). Werden Medikamente aus der Krankenhaus-Apotheke oder Hilfsmittel aus dem Krankenhauslager für einen Behandlungsfall bezogen, lassen sie sich eindeutig dem Fall zuweisen. In einem Produktionsunternehmen würde man von Fremdleistungs- und Einzelmaterialkosten sprechen, welche mittels Lagerentnahmescheinen oder Kreditorenrechnungen direkt auf das Produkt, also den behandelten Fall kontiert werden.

Bezüge von Medikamenten oder Hilfsmaterialien für Kostenstellen, z.B. eine Pflege- oder Bettenstation, welche nicht direkt auf den einzelnen Fall kontierbar sind, bezeichnet man in der Kostenrechnung als Gemeinkostenmaterial. Diese Positionen werden in den proportionalen Plankostensatz der jeweiligen Kostenstelle, z.B. einer Pflegestation, eingerechnet.

In einem Krankenhaus bilden die Personalkosten die gewichtigste Kostenart. Sie werden kostenstellenweise geplant und ausgewiesen. Mittels Leistungserfassung ist festzustellen, wie viele Arbeitsstunden direkt für die Betreuung einzelner Patienten eingesetzt werden (fallbezogene proportionale Kosten) und welcher Stundenanteil für die Betriebsbereitschaft verbraucht wird (Fixkosten der Kostenstellen).

Für die Verfügbarkeit eines Operationssaals fallen fixe Leistungsbereitschaftskosten an wie Miete, kalkulatorische Abschreibung und Unterhalt der installierten Anlagen und Einrichtungen sowie  Grundreinigung inkl. Desinfektion. Diese Kosten können nicht verursachungsgerecht einer einzelnen Operation zugeordnet werden. Sie fallen an, damit überhaupt operiert werden kann.

Das Operationsteam muss dafür sorgen, dass alle für eine bestimmte Operation benötigten Anlagen funktionstüchtig sind und das Besteck sowie die Hilfsmittel einsatzbereit sind. Während der Operation müssen diese Personen präsent sein, damit sie bei Komplikationen sofort unterstützend eingreifen können. Sinngemäss das Gleiche gilt für das Anästhesieteam. Die für diese Funktionen entstehenden Kosten sind proportionale Kosten der Operation, sie werden durch den Fall verursacht.

In Industrie- oder Handelsunternehmen müssen die Kundendaten erfasst werden, damit überhaupt Angebote erstellt, Verhandlungen geführt und Rechnungen geschrieben werden können. Das sind fixe Leistungsbereitschaftskosten. Die Patientenadministration eines Krankenhauses muss sinngemäss die Personalien, den einweisenden Arzt, die Versicherungen erfassen. Zudem muss sie auch die Krankengeschichte, Allergîen, Unverträglichkeiten und Spezialwünsche der eintretenden Patienten erheben und in der Falldokumentation festhalten, weil diese Informationen fallrelevant sein können und deshalb den Ärzten und den Pflegenden bekannt sein müssen. Dieser Teil der Patientenadministration verursacht fallspezifische proportionale Kosten.

Ist die Kosten-, Leistungs- Erlös- und Ergebnisrechnung eines Krankenhauses zu einzurichten, kann in vielen Bereichen von den Anforderungen eines produzierenden Unternehmens ausgegangen werden. Für die Systematik sind jedoch einige Spezialitäten zu berücksichtigen:

    • Die Stammdaten müssen nicht nur kundenspezifisch, sondern auch fallspezifisch erhoben werden.
    • Fremdleistungen werden meist fallbezogen bestellt, nicht artikelbezogen.
    • Die Lagerbestände sind sowohl für Hilfsmittel als auch für Medikamente (Apotheke) kontinuierlich nachzuführen.
    • Den zeitlichen Personaleinsatz gilt es in der Chirurgie und in der Medizin ebenfalls soweit möglich pro Fall zu erheben. In der Pflege ist dies nur beschränkt möglich, da die Arbeitseinsätze nur selten pro Patient messbar sind.

Der Arbeitsaufwand für die Führung einer entscheidungsrelevanten KLEER mit proportionalen und fixen Kosten ist in einem Krankenhaus grösser als in anderen Wirtschaftsbereichen. Dieser Aufwand lohnt sich aus folgenden Gründen:

    • Bessere Entscheidungsgrundlagen für das Leitungspersonal, insbesondere für die Steuerung der Leistungsbereitschaftskosten und der direkt fallabhängigen Kosten,
    • Aussagekräftige, weil leistungsbezogene Kalkulationen für Verhandlungen mit Krankenversicherungen und staatlichen Geldgebern,
    • Möglichkeit der Kostenkontrolle in den Kostenstellen unter Berücksichtigung des jeweils aktuellen Beschäftigungsgrads.

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