Aktualisiert am 10-05-24 durch Lukas Rieder Dr. oec.
Anlagen und immaterielle Wirtschaftsgüter abschreiben
Autokauf privat
Will sich eine Privatperson ein Auto kaufen, ermittelt sie zuerst, wieviel sie für das gewünschte Fahrzeug inklusive aller Ausstattungsmerkmale wird bezahlen müssen. Das ergibt den Bruttoeinstandspreis des Fahrzeugs, welcher dann auch im Kaufvertrag ausgewiesen wird. Kann sie ihren Gebrauchtwagen an Zahlung geben, zieht sie den Eintauschpreis ab. Eventuell bevorzugt sie einen Leasingvertrag mit monatlichen Zahlungen. Die Privatperson berücksichtigt bei ihrem Entscheid hauptsächlich die Geldflüsse bei der Anschaffung und die laufenden jährlichen Ausgaben. Sie erstellt eine Investitionsrechnung, die nur Geldflüsse berücksichtigt.
Warum Abschreibungen?
Ein Unternehmen muss hingegen jedes Jahr einen Abschluss mit Gewinn- und Verlustrechnung präsentieren. Zur Bestimmung des periodengerechten Jahresgewinns muss es den jährlichen Wertverlust des Autos, also die Abschreibung, vom erzielten Erlös abziehen und sie in der Gewinn- und Verlustrechnung sowie in der Bilanz ausweisen.
Abschreibungen sind der wertmässige Ausdruck des jährlichen Wertverzehrs von Anlagen und immateriellen Wirtschaftsgütern. Für die externe Berichterstattung und für die Bemessung der zu bezahlenden Steuern sind gesetzliche Vorschriften massgeblich. Diese Vorschriften sollen dazu führen, dass alle steuerpflichtigen Unternehmen nach gleichen Regeln berichten und damit vom Staat auch gleich behandelt werden. In der Managementbetrachtung stehen hingegen die Entwertung der Anlagen durch die erfolgte Nutzung und die erwartete Restnutzungsdauer der Anlagen und Rechte im Vordergrund. Diese unterschiedlichen Zwecke können dazu führen, dass aus betrieblicher Sicht andere Abschreibungsbeträge einzurechnen sind als die steuerrechtlich zulässigen.
Externe oder interne Bewertung
Zwecks Gleichbehandlung all ihrer steuerpflichtigen Unternehmen erlassen viele Länder handels- und steuerrechtliche Vorgaben zur Bewertung von Vermögensbeständen, den anzuwendenden Abschreibungsmethoden und den für die Berechnung zulässigen Nutzungsdauern. In Deutschland sind das z.B. die AfA-Regeln (Absetzung für Abnutzung), vgl. als Beispiel die AfA-Tabelle des deutschen Bundesministeriums der Finanzen (Bundesfinanzministerium – AfA-Tabelle für die allgemein verwendbaren Anlagegüter (AfA-Tabelle „AV“). Für international agierende und berichterstattende Unternehmen kommen die Regeln internationaler Berichterstattungsstandards wie IFRS oder USGAAP zur Anwendung.
Für die ein Unternehmen oder einen Konzern steuernden Führungskräfte sind diese externen Bewertungs- und Abschreibungsregeln von sekundärer Bedeutung. Sie wollen beurteilen können, ob die der internen Jahresrechnung belasteten Abschreibungen genügen werden, das Leistungspotenzial des Unternehmens auch in Zukunft so zu erhalten, dass damit weiterhin marktgerechte Gewinne erzeugt werden können. Ausschüttungen an Eigentümer und Aktionäre sollten deshalb erst dann beschlossen werden, wenn mittels kalkulatorischer Abschreibungen sichergestellt ist, dass Gelder, die zur Aufrechterhaltung des Gewinnpotenzials notwendig sein werden, nicht ausgeschüttet werden.
«Management Control plant, steuert und misst die Umsetzung von Leitlinien, Strategien und operativen Zielen, vgl. die Management Control-Definition (Management Control › Management-Control: Der Blog
Aus dieser Management Control-Definition ist abzuleiten, dass im Management Accounting kalkulatorische Abschreibungen zu berücksichtigen sind, nicht finanzielle. Denn es geht um die Gestaltung der Unternehmenszukunft und nur eingeschränkt um die externe Gewinn-Berichterstattung.