Aktualisiert am 13-03-24 durch Lukas Rieder Dr. oec.
Deckungsbeitragsrechnung
Mit Abschluss der Kalkulation für das Planjahr und mit der Nettoerlösplanung (vgl. Vom Markt ausgehend planen) sind fast alle Daten für die Erstellung der Deckungsbeitragsrechnung und der Ergebnisplanung verfügbar.
Deckungsbeitragsrechnung für einen Artikel
Am Beispiel des Artikels 101060 des Beispielunternehmens Ringbuch AG wird erkennbar, wie der Deckungsbeitrag I (DB I) im Plan entsteht (Spalten a-i).
Den Verkäufern sollte nicht eine umsatz- oder nettoerlösbasierte Provision als Einkommensbestandteil ausgerichtet werden. Denn dies führt oft dazu, dass zur Erreichung des Umsatzziels oder zur Erhöhung der Fabrikauslastung mehr Rabatte aller Art gewährt werden. Deshalb wird im Beispielunternehmen eine Nutzenprovision von 2% vom erzielten DB I – Volumen gutgeschrieben.
In den proportionalen Herstellkosten sind diejenigen Plankosten enthalten, die direkt durch das Produkt verursacht werden (bewertete Stückliste und Arbeitsplan). Sämtliche proportionalen Plan-Herstellkosten «wandern» zuerst ans Lager (Halb- oder Fertigfabrikate) und werden von dort im Moment der Lieferung an den Kunden wieder entnommen. In den Kostenstellen verbleiben die Plan-Fixkosten. Der Deckungsbeitrag I (DB I) ist international als Differenz zwischen Nettoerlös und proportionalen Herstellkosten definiert (Vgl. Glossar).
Deckungsbeitragsrechnung für das Gesamtunternehmen
Die Summe aller DB I muss ausreichen, alle Fixkosten und den Gewinn vor Abzug von Steuern und Zinsen (EBIT) zu decken, soll das Ergebnis zielkonform sein. Der DB I ist der Beitrag zur Strukturkostendeckung. Nachstehende Darstellung zeigt seine Entstehung in einem mehrstufig fertigenden Unternehmen:
Im Beispielunternehmen ist folgendes Planergebnis auszuweisen:
Diese Darstellung ist noch nicht besonders aufschlussreich, da nur Planmengen, -preise und -werte aufgeführt sind. In der mehrstufigen und mehrdimensionalen DB-Rechnung wird dargestellt, welche Kosten- und Erlösbweichungen entstehen können und wo sie verursachungsgerecht zuordenbar sind.
Hier ist noch auf die branchenübergreifende Anwendbarkeit dieser Ergebnisrechnungsstruktur einzugehen. Bisher wurde das Beispiel für ein produzierendes Unternehmen entwickelt.
Deckungsbeitragsrechnung in allen Branchen
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- Im reinen Handelsunternehmen wird üblicherweise das Gleiche verkauft wie eingekauft. Das Unternehmen ändert am Produkt nichts, d.h. Stückliste und Arbeitsplan bleiben gleich, womit der Einstandspreis den proportionalen Herstellkosten entspricht. Kleine Anpassungen können sich ergeben, wenn eingekaufte Güter um- oder neuverpackt werden. Alle anderen Kosten sind Fixkosten, da sie die Folge der organisatorischen und kapazitativen Struktur des Handelsbetriebs sind.
- In Dienstleistungsunternehmen ist, wie im Blog schon erwähnt, die klare Produktdefinition eine Voraussetzung für die Installation eines integrierten Planungs- und Steuerungssystems. Erst die strukturierte Festhaltung des Leistungsumfangs ermöglicht es, den Einsatz von zugekauften Leistungen, Services oder Produkten (Stückliste) festzuhalten und die in den eigenen Kostenstellen für ein Produkt zu erbringenden Arbeitsleistungen messbar zu beschreiben (Arbeitsplan). In einer Automobilwerkstätte erhält die Stückliste eine relativ grosse Bedeutung (Ersatzteile, Zusatzteile, extern beauftragte Lackierbetriebe). In einer Anwaltskanzlei sind vor allem die zu bearbeitenden Fallarten (Produkte) und die dazu erforderlichen Bearbeitungszeiten in den verschiedenen Abteilungen (Arbeitsplan) bestimmend, weniger der Einsatz von zugekauften Teilen oder Leistungen.
- Betriebe der öffentlichen Verwaltung und in weiten Teilen auch Krankenhäuser kennen für die Planung und Steuerung ihrer Fälle ebenfalls Verbräuche eingekaufter Güter (Stückliste) und Arbeitsleistungen ihrer internen Abteilungen (Arbeitspläne).
- In Bankinstituten entsprechen die Marktzinsen für das in einer Hypothek verliehene Geld dem Wareneinsatz, die Arbeitsschritte im Prozess der Gewährung des Hypothekarkredits dem Arbeitsplan. Die Handelsfunktion tritt in den Vordergrund, wenn es um Fremdwährungen oder Gold-(Münzen) geht.
Mit der Darstellung der Planung von Kosten, Leistungen und Erlösen sowie von Deckungsbeiträgen eines produzierenden Unternehmens wurde bewusst ein komplexerer Fall gewählt. Die präsentierte Systematik kann aber, das sollen die obigen Verweise zeigen, fast überall angewendet werden.