Aktualisiert am 13-03-24 durch Lukas Rieder Dr. oec.
Controller, Manager und Entscheidungen
In vielen nicht englischsprachigen Ländern hat es sich leider eingebürgert, die Begriffe Controller und Controlling zu verwechseln oder gar gleichzusetzen. Das führt in den Organisationen zu unscharfen Aufgabenverteilungen und Verantwortlichkeiten.
Definitionen Controlling und Controller
«Controlling ist der gesamte Prozess der Zielfestlegung, der Planung und der Steuerung im finanz- und im leistungswirtschaftlichen Bereich (Controller-Wörterbuch, S. 52)». Controlling betreiben folglich alle Führungskräfte in ihrem Leitungsbereich.
«Controller sind Dienstleister für andere Führungskräfte. Sie stellen das Instrumentarium für Planung, Soll-Ist-Vergleich und Erwartungsrechnung bereit und warten es (ebenda, S. 48)».
Controlleraufgabe und Führungsaufgabe
Die Führungskräfte aller Ebenen, vom Kostenstellenleiter bis zum CEO, sind für die Ergebnisse verantwortlich. Sie entscheiden über Ziele, Pläne und Korrekturmassnahmen und damit auch über angebotene Produkte oder Dienstleistungen, Preise, Personalbestände, Projekte und Investitionen.
Die Controller bauen und pflegen die dazu notwendigen Planungs- und Steuerungssysteme von der Unternehmenspolitik über die Strategie bis zur Findung von Korrekturmassnahmen. Sie beraten die Führungskräfte in betriebswirtschaftlichen Fragen (Enabler). Folglich müssen die Systeme der Controller entscheidungsrelevant sein. Der oberste Controller ist dadurch auch der Chef des Management Accounting-Systems. Er ist dafür verantwortlich, dass die Führungskräfte die für Entscheidungsfindung und Verantwortungsnahme erforderlichen Daten erhalten.
Entscheidungsprozess und Verantwortlichkeit
Entscheiden kann man nur für die Zukunft. Verantwortlich für die Entscheidung, ihre Umsetzung und die entstehenden Resultate sind Führungskräfte aller Ebenen. Zur Entscheidungsfindung benötigen sie Pläne. Die aus der Umsetzung entstehenden Resultate gilt es mit den Plänen zu vergleichen, damit die Zielerreichung gemessen werden kann und bei Abweichungen Korrekturmassnahmen bestimmt werden können.
Worüber entscheiden Manager, wenn es um Geld geht?
1 Extern anzubietende Produkte, Dienstleistungen, Services:
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- Welche Produkte, Leistungen, Services, Abonnemente sollen zu welchen Bruttopreisen in welchen Mengen verkauft werden?
- Wie wirken sich Rabatte, Rückvergütungen, Verkäuferboni, zu bezahlende Lizenzen (Royalties) auf den Nettoerlös aus?
- Welche Skontokonditionen werden gewährt?
- Welche Verkaufsgebiete sind zu betreuen? Welche Programme sind für Werbung, Verkaufsförderung und Betreuung von Absatzmittlern vorzusehen?
2 Herzustellende Leistungen:
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- Welche Produkt- und Dienstleistungsmengen sollen hergestellt werden?
- Welches sind die Planverbräuche pro Einheit für Rohstoffe, Halbfabrikate und produktbezogene externe Leistungen?
- Wieviel Arbeitsleistung wird pro hergestellte Einheit verbraucht und welches sind die Verbräuche für Rüsten und Einrichten sowie prozessgegebenen Ausschuss?
3 Leistungsbereitschaft:
Was muss alles bereitstehen und funktionieren, damit die Produkte und Dienstleistungen hergestellt und verkauft werden können? Dafür sorgen die Supportfunktionen wie Produktionsplanung und -steuerung, Forschung und Entwicklung, Konstruktion, Unterhalt und Reparaturen, Labors, Energieversorgung, Gebäudeunterhalt, Einkauf und Lager, Fuhrpark, Information Technology, Verkaufsbereiche, Marketing und Werbung, Personaladministration, Rechtsdienst, Sekretariate, Rechnungswesen, Controller, Managementpositionen. Für die in Frage kommenden Funktionen ist zu entscheiden, welchen Personalbestand sie haben sollen, welche maschinellen Kapazitäten vorzuhalten sind und welche weiteren Kosten für deren Betrieb anfallen sollen.
4 Erforderliches Personal:
Aus den vorangehend erwähnten Entscheidungen ist abzuleiten, in welchen Bereichen wie viele Vollzeitstellen vorzusehen sind und welche Qualifikationen diese Personen erfüllen müssen. Diese Angaben sind die Grundlage für die Personalkostenplanung.
5 Investitionen und Abschreibungen:
Investitionen in Anlagen und Bestände müssen finanziert werden. In den meisten Fällen ist der Investitionsbedarf grösser als die dazu verfügbaren Mittel. Die Manager müssen entscheiden, welche Investitionsanträge freigegeben werden sollen. Das wiederum bestimmt die in den Kostenstellen vorzusehenden Abschreibungsbeträge.
Erkenntnis:
Führungskräfte aller Ebenen entscheiden zuerst über Preise, Mengen, Leistungen und Strukturen. Erst dann können voraussichtliche Kosten und Erlöse abgeleitet werden. Das entscheidungsrelevante Management Accounting-System muss deshalb auch immer Preise, Mengen und Leistungen abbilden. Diese Anforderung steht in diesem Blog deshalb immer im Vordergrund.
Vorgaben zur externen Berichterstattung wie landesspezifische und steuerrechtliche Vorschriften sowie Empfehlungen aus internationalen Rechnungslegungsstandards (US GAAP und IFRS) und die Regeln für die Ermittlung von Verrechnungspreisen werden in der Finanzbuchhaltung erfüllt. Im Accounting for Management stehen die originalen Werte im Vordergrund.
Jedes Unternehmen muss zuerst nachhaltig erfolgreich sein, bevor es sich lohnt, darüber zu berichten.