Aktualisiert am 13-03-24 durch Lukas Rieder Dr. oec.
Plankalkulation eines Halbfabrikats
Zur Erstellung der Plankalkulation eines Artikels sind folgende Datengrundlagen erforderlich: Stückliste und Arbeitsplan, Losgrösse, Plan-Einstandspreis für Rohmaterial, Plankostensätze der Kostenstellen.
Das Bodenblech für die Schliessmechanik eines 4-Ringbuches wird wie folgt kalkuliert:
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- Aus der Produktionsplanung ist bekannt, dass die Jahresproduktion des Artikels 11 816’200 Stück sein soll. Es sollen 11 gleich grosse Lose zu je 74’200 Stück aufgelegt werden.
- Aus der Stückliste ist zu entnehmen, dass Material für 50 Bodenbleche fürs Rüsten verbraucht werden wird und dass 200 Stück der gefertigten Menge als Ausschuss zu entsorgen sein werden. Um ein Bodenblech herstellen zu können, werden 0.024 m2 benötigt.
- Zusammen mit dem Bedarf für Rüsten und Ausschuss beläuft sich der Bedarf für Stahlblech auf (74’200 + 50+ 200) x 0.024 m2 = 1’786.8 m2.
- Der geplante Einstandspreis pro m2 beträgt 2.00 EUR. Das ergibt Einzelmaterialkosten des Loses von 3’573.60 EUR.
- Der Arbeitsplan besagt, dass zur Herstellung eines guten Stücks (lagerzugangsfähig) 0.25 Bearbeitungsminuten erforderlich sind. Dazu kommen noch 120 Minuten für das Rüsten pro Auftrag. Der Leistungsbedarf pro Los ist somit (74’200 Stück zu 0.25 Min + 120 Min Rüsten = 18’670 Min.
- Dieser Leistungsbedarf wird mit dem proportionalen Plankostensatz der Stanzerei von 0.8938 multipliziert, was die proportionalen Plan-Fertigungskosten von 16’686.37 ergibt.
- Insgesamt sind die proportionalen Plankosten dieses Loses EUR 20’259.97 oder bei 74’200 guten Stück EUR 0.2730 pro Einheit Lagerzugang.
Zu diesem Wertansatz von EUR 0.2730 pro Stück wird das Halbfabrikat Bodenblech 4-Ring (Artnr. 11) als Lagerzugang gebucht. Dieser Wertansatz für die Lagerbewegungen gilt im managementorientierten System sowohl für die Planung als auch für die effektiven Lagerbewegungen. Der Grund, die plankalkulierten Ansätze auch zur Bewertung der realen Lagerbewegungen anzuwenden, liegt darin, dass Kostenabweichungen im Moment der Herstellung entstehen und dass dafür die Auftragsverantwortlichen zuständig sind. Der Bezüger der Halbfabrikate, also die nächste Fertigungsstufe, ist für die vorher entstandenen Abweichungen nicht zuständig und muss folglich seine Bezüge zu plankalkulierten Ansätzen erhalten.
Wo entsteht die Einkaufspreisabweichung?
Mit der gleichen Begründung werden auch die realen Rohmaterialbezüge aus dem Lager für die Fertigungsaufträge immer zu Plan-Einstandspreisen bewertet. Denn wenn teurer oder günstiger eingekauft wird als geplant, entsteht die Einstandspreisabweichung im Einkauf. Diese ist vom Einkaufschef zu beobachten und wird im Gesamtergebnis einer Periode ausgewiesen. Oft ist es gar nicht möglich, Einstandspreisabweichungen verursachungsgerecht an die materialbeziehenden Aufträge weiterzugeben, weil dann zu entscheiden wäre, welche Aufträge noch das günstigere Material erhalten und welche das teurer eingekaufte.
Plankalkulation eines Fertigprodukts
Im Beitrag Produktions- und Einkaufsplanung wurde die Strukturstückliste von Artikel 101060 dargestellt. Diese Zusammenhänge von den Rohstoffen über die verschiedenen Halbfabrikate bis zum Endprodukt werden in untenstehender Plankalkulation für das Fertigprodukt 101060 wertmässig dargestellt.
Es ist zu erkennen, dass die proportionalen Plankosten pro Gutstück immer als Standardwerte in die nächste Stufe übernommen werden. Dabei sind die Rüst- und Ausschusskosten jeweils in die proportionalen Plankosten eingerechnet. Die Lagerzu- und -abgänge sind zwar nicht abgebildet, sie werden aber ebenfalls immer zu diesen proportionalen Standardkostensätzen bewertet.